Sie sind Indikatoren für gesunde Flussökosysteme und ihre Lebenszyklen und Wanderungen zu den Laichgebieten geben Aufschlüsse über ökologische Wechselwirkungen und die Auswirkungen des Klimawandels. Da die Meerforellen nur während der Wintermonate unterwegs sind, beschränkt sich auch die Aufzeichnung der Kameras auf die Aufstiegszeit dieser Fische. „Die beginnt im September und endet im Januar. Danach würden die Kameras eigentlich ausgeschaltet, und das Projekt bis zum Herbst ruhen – und das fände ich sehr schade, weil wir so viele Daten ermitteln könnten.“
Dieser Meinung ist auch Willi Gerlach, der über die Fischzählung gelesen hatte (wir berichteten). „Ich war gleich begeistert und bin nach Treia gefahren, um mir das anzusehen.“ Zufällig traf er dort Uwe Friedrich, der gerade dabei war, Daten auszulesen. Die zwei kamen ins Gespräch, tauschten sich aus. Sie waren sich einig darüber, dass es sinnvoll und wünschenswert wäre, die Zähleinrichtung auch im Sommer laufen zu lassen – über das eigentliche Meerforellen-Projekt hinaus. Die einzige Herausforderung lag in der Finanzierung, denn sie ist auf das Projekt beschränkt. An dieser Stelle kommt nun Willi Gerlach ins Spiel. „Ich liebe diesen Fluss“, erzählt er. „Seit den 70er Jahren lebe ich in seiner Nähe und engagiere mich in der Treene-Gemeinschaft für die Pflege der Fischbestände.“ Dazu gehören unter anderem das Abstreifen und Befruchten von Fischeiern sowie das Einsetzen der Jungfische in die Gewässer. Außerdem wird die ökologische Durchgängigkeit der Gewässersysteme verbessert, um die Wanderwege für Fische wiederherzustellen und zu erhalten. „Ich werde die Fischzählung für die Sommersaison und den Herbst privat finanzieren, weil es mir wichtig ist, dass wir mehr darüber wissen, was im Fluss los ist und welche Arten tatsächlich heimisch sind. Es ist gut, einmal verifizierte Zahlen zu bekommen. Das haben wir bisher nicht.“
Die ersten Filme hat Uwe Friedrich schon durchgeschaut. „Gesehen habe ich auffallend viele Elritzen. Dieser Fisch ist für Meerforellengewässer bekannt und auch eine Anzeigeart für gute Wasserqualität.“ Für die Zählung der Meerforellen hatte Uwe Friedrich eine Künstliche Intelligenz trainiert. Nun muss er sich bei der Sichtung des Filmmaterials auf die Augen seiner Kollegen verlassen. „Die KI an den vielfältigen Arten zu trainieren, die wir hier vermutlich antreffen, würden wir mehrere Jahre brauchen.“ Die Filme, die er etwa alle drei Wochen sichert, müssen nun manuell ausgewertet werden. „Neunaugen, Brassen, Aal, Nordseeschnäpel und Hechte haben wir schon entdecken können. Sicher wird sich das Spektrum noch vergrößern. Ich bin sehr gespannt, wer sich außerdem vor die Kamera wagt.“