Plattdüütsch leevt

„Ich wünsche mir, dass im Alltag wieder mehr Platt gesprochen wird, sonst geht uns diese Sprache allmählich verloren“, befürchtet Jes-Peter Thomsen. Die Sorge des pensionieren Lehrers ist berechtigt, denn die alte Sprache der Norddeutschen scheint aus der Öffentlichkeit verschwunden. Die Zahl der aktiven Nutzer wird auf nur noch 2,5 Millionen geschätzt. „Das ist so schade“, findet er. „Platt gehört zu unserer Kultur und ist ein wichtiger Teil unserer Identität. Es ist Wert erhalten zu werden.“    

Mit dieser Einschätzung ist er nicht allein. Bereits seit 1999 wird Niederdeutsch durch die Europäische Charta für Regional- oder Minderheitensprachen offiziell als Sprache geschützt und gefördert. Sie ist sogar in der Verfassung des Landes Schleswig-Holstein verankert. In Artikel 13 heißt es dort: Das Land schützt und fördert die Pflege der niederdeutschen Sprache. Und es gibt in der Tat viele positive Entwicklungen: Schulprojekte sollen das Interesse der Kinder wecken. Volkshochschulen vermitteln Grundkenntnisse. Lesungen und Theaterstücke erfreuen sich großer Beliebtheit. Aber was ist mit dem Sprechen im Alltag? Das kommt leider zu kurz. Genau an dieser Stelle setzte Jes-Peter Thomsen an. „Ich lade Menschen die Platt schnacken können, und solche, die es gerne lernen möchten, zu einer offenen plattdüütschen Runn ein.“ Die Idee zu dieser unkonventionellen Runde hatte er schon vor länger Zeit. „Ich bin schon öfter darauf angeschnackt worden, ob ich nicht so eine Platt-Runde leiten könnte“, erzählt er. „Jetzt passt es und ich gebe gerne den Startschuss dafür.“

Jes-Peter Thomsen ist plattdeutsch groß geworden – ein echter Native-Speaker. Über die reine Verwendung der Sprache hinaus hat er sich im Studium wissenschaftlich damit beschäftigt. Später gab er auch schon mal Fachunterricht in Deutsch und Chemie auf Platt. „Hier geht es mir aber nicht um grammatikalische Strukturen, Rechtschreibung oder regionale Nuancen“, betont er. „Wichtig ist, erst mal ins Gespräch zu kommen. So lernt man es am besten.“ Dabei möchte er die Platt-Neulinge von Anfang an mitnehmen. Nicht Perfektion steht im Fokus, sondern der Spaß am Platt-Schnacken. Wie sich die Runde entwickelt, ist dabei ganz offen. „Wir fangen erst mal an und schnacken dann um dat Wie und dat Wat. Ich freue mich schon drauf.“

INFO
Plattdüütsche leevt!
An de 24. Januar gifft dat een eersten Drapen vun een „Plattdüütsche Runn“, um Klock 7 (avends) in den Staudenhof Kulturgarten, Geilwanger Str. 27 in Treia.

Keine Anmeldung. Einfach vorbeikommen!

Beitrag veröffentlicht von:
Claudia Kleimann-Balke
Jes-Peter Thomsen ist plattdeutscher Native-Speaker, dem die Sprache am Herzen liegt.